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The Sadness Review — wir haben den blutigen Shocker auf dem Fantasy Filmfest gesehen

The Sad­ness ist kein leicht zu ver­dau­en­der Film. Anfangs hohes Tem­po, viel gore, den­noch viel für die Fan­ta­sie des Betrach­ters und eini­ges an Dra­ma­tur­gie. Hand­ge­mach­te Effek­te die den Hor­ror­fan zum Strah­len bringen.
Gore
Gore
hand­ge­mach­ter Gore
Ein biss­chen wenig Tem­po zum Ende
8.5

Ham­burg, Sams­tag Abend und das Savoy ist rap­pel voll. The Sad­ness war in der Tat nahe­zu aus­ge­bucht und ein gemisch­tes Publi­kum stand in der Lob­by. Nach einer kur­zen Anspra­che sowie Ver­lo­sung des Ver­an­stal­ters ging es nun los. Tja was sol­len wir sagen? Viel­leicht mal ein paar kur­ze Fra­gen vorweg:

Ist The Sadness ein Zombiefilm?

Die­se Fra­ge kön­nen wir nicht pau­schal mit ja oder nein beant­wor­ten, denn ja, es geht bei dem Alvin-Virus um die meist durch Viren infi­zier­ten Unto­ten in Zom­bie­fil­men. Aber hier haben wir es mit einer Garth Ennis Ver­si­on zu tun. Garth Ennis, man­chen viel­leicht bes­ser Bekannt als Aut­hor der gefei­er­ten Ama­zon-Prime Serie The Boys bekannt, hat im Jah­re 2008 die Sto­ry zu den Crossed Comics geschrie­ben. Wer die Comics kennt, weiß das es in die­sen alles ande­re als zim­per­lich zugeht. Hier wer­den Auf­grund einer Pan­de­mie die vom Virus infi­zier­ten zu nie­de­ren Trie­ben gesteu­er­ten mensch­li­chen Mons­tern. Hier wird getö­tet, ver­ge­wal­tigt, kan­ni­ba­li­siert und dies unter freu­den der Infi­zier­ten. (ihr seht die Par­al­le­len?) Die Comics sind alles ande­re als zim­per­lich, was auch auf The Sad­ness zutrifft. Aber ob es jetzt Zom­bies sind oder ein­fach Infi­zier­te oder unkon­trol­lier­ba­re “Rager”… schwer zu sagen. Bleibt man bei der The­se das ein Zom­bie ein infi­zier­ter Unto­ter ist, wür­den wir sagen sind es kei­ne, denn zu einem Mons­ter wer­den sie in the Sad­ness auch ohne sicht­lich zu ster­ben. Und was in The Sad­ness tod ist, bleibt dies auch. Was eher ein Indiz dafür ist, das wir es hier weni­ger mit Zom­bies zu tun haben.

Ist The Sadness der brutalste Film aller Zeiten?

Also… nein… defi­nitv nicht. Es gibt sicher­lich weit aus kras­se­re Fil­me da drau­ßen. Aber obacht! The Sad­ness ist wirk­lich schon kein Zucker­schle­cken. Zuerst zu beden­ken: dies ist der ers­te Film von Regis­seur Rob Jab­baz. Und für ein Debüt ist er wirk­lich vom feins­ten. Euch erwar­ten hand­ge­mach­te Effek­te, wirk­lich viel Gore und Gekrö­se… aber eben auch viel Kopf­ki­no! In The Sad­ness gibt es nicht nur offe­ne Gewalt und eini­ges spielt sich im Off ab. Wenn man weiß wie gesplat­tert wer­den kann im Film, weiß man auch das vie­les im Off pas­siert um die Dra­ma­tik hoch zu hal­ten und nicht ein­fach in eine Gewalt­ecke gedrängt zu wer­den. Irgend­wann ist Gewalt auch ein­fach nicht mehr glaubwürdig.

Gibt es explizite Vergewaltigungen?

Nein. Also wol­len wir mal die Kir­che im Dorf las­sen. The Sad­ness ist kein Rape’n’Revenge wo jemand zig Minu­ten gedeh­mü­tigt wird und danach sich rächen darf. The Sad­ness ist viel Aus­sichts­lo­ser! Es gibt kei­ne Rache, es gibt kein Ent­kom­men… In The Sad­ness wird ver­ge­wal­tigt. Kei­nes­wegs aber zur Schau gestellt oder ver­herr­licht wie man es so man­chem Rape’n’Revenge vor­wer­fen kann. Vie­les pas­siert im Kopf des Betrach­ters. Und das ist auch gut so. The Sad­ness über­lässt wirk­lich vie­les der Fan­ta­sie des Betrach­ters und pro­vo­ziert nicht über die gesam­te Län­ge des Films.

Also was ist The Sadness?

The Sad­ness ist ein wirk­lich blu­ti­ger, Sho­cker wel­cher am Anfang ein hohes Tem­po auf­weist, jedoch immer wei­ter bis zum Ende hin abflacht. Ja man könn­te schon sagen ein wenig Lang­art­mig wird… nicht wirk­lich bei 99 Minu­ten, aber der Film hat wirk­lich viel Dra­ma­tik zum Ende hin zu bieten.

Die Sto­ry von The Sad­ness ist wirk­lich schnell erzählt und vie­les bleibt unklar. Wo kommt das Virus her? Naja… Woher kommt Coro­na? ;) Wir könn­ten hier jetzt hoch­tra­ben­de oder zer­rei­ßen­de Tex­te schrei­ben, aber uns geht es viel mehr dar­um, ob ein Film Spaß macht. Spaß kann man auf vie­le Wei­sen haben, es heißt nicht gleich das man Spaß an der Gewalt hat. Ein Film muss bewe­gen, man muss sich even­tu­ell mit den Prot­ago­nis­ten iden­ti­fi­zie­ren kön­nen und darf dabei auch mal weh tun.

Rob Jab­baz war sicht­lich von Coro­na inspi­riert und läßt par­al­le­len im Film wo es nur geht klin­geln. Nie­mand glaubt das es einen Virus gibt, War­nun­gen von Viro­lo­gen wer­den igno­riert, Regie­run­gen befin­den sich gera­de im Wahl­jahr und wol­len kei­ne fal­schen Ent­schei­dun­gen tref­fen. Hier spru­delt es nur so von Kri­tik. Das gefällt ein­fach. Kei­nes­wegs sati­risch gemacht, son­dern eher fak­tisch erzählt. Denn in The Sad­ness gibt es nichts zu lachen. Die Dra­ma­tur­gie über­zeugt, aber auf­grund der Sto­ry wer­den wir hier kei­nen tie­fe­ren Sinn in allem fin­den. Ein Hor­ror­film kann auf vie­le Arten über­zeu­gen. Atmo­sphä­re, gutes Bad­die design, inno­va­ti­ve Ideen oder ein­fach viel Lie­be. Letz­te­res scheint eini­ges in The Sad­ness ein­ge­flos­sen zu sein. Hand­werk­lich und Schau­spie­le­risch gibt es hier nix zu rüt­teln. Sto­ry­tech­nisch haben wir hier sicher­lich nicht mehr oder weni­ger als in einem Frei­tag der 13. Teil.

Für uns muss ein Film ein­fach rund sein und das ist The Sad­ness nahe­zu. Er kann das hohe Niveau nicht ganz bis zum Ende hal­ten, was aber nicht kriegs­ent­schei­dend ist. Das Ende ist schlüs­sig, lässt spiel­raum für Inter­pre­ta­tio­nen und ist den­noch aus­sichts­los. Alles ist bes­ser als immer einen strah­len­den Hel­den zu haben, Final Girls oder what ever. Kon­ven­tio­nen zu bre­chen macht Spaß und macht einen Film interessant.

Fazit

Wenn man sieht was für ein Ein­heits­brei die X‑te Fort­set­zung von noch so unbe­deu­ten­den Slas­hern über die Lein­wän­de flim­mert und die Main­stream-Keu­le geschwun­gen wird, muss man The Sad­ness attes­tie­ren das er dies nicht ver­sucht. Natür­lich pola­ri­siert die Gewalt im Film und man könn­te dem Film unter­stel­len, dass die­ser damit auf sich auf­merk­sam machen möch­te. The Sad­ness ist ein Film der här­te­ren Gang­art und trotz­dass Cape­light Pic­tures ver­sucht ihn in die deut­schen Kinos zu brin­gen kein Main­stream-Film. Wir den­ken nicht das die Kinos bis zum Rand gefüllt sein wer­den. Den­noch soll­te sich der geneig­te Gen­re-Fan den Film auf der gro­ßen Lein­wand nicht ent­ge­hen las­sen, falls The Sad­ness die erhoff­te Frei­ga­be bekommt. Wenn Cape­light sich nicht sicher wäre, das es mög­lich ist eine zu bekom­men, wür­den sie es nicht ver­su­chen. Und wir tei­len die Mei­nung. Wobei es defi­nitv nicht ein­fach ist, haben wir gese­hen, da die Frei­ga­be schon zwei Mal ver­wei­gert wur­de. Zeigt aber auch, das es bei spä­te­rer Aus­wer­tung auf 4K-Blu-Ray, Blu-Ray und DVD noch ein wenig schwe­rer wer­den wird.

Wer sich auf The Sad­ness ein­lässt wird nicht ent­täuscht. Wer beden­ken hat sich den Film anzu­se­hen, soll dies auch nicht tun. Man muss nicht jedem Hype hin­ter­her lau­fen. Allen ande­ren wün­schen wir viel Spaß bei dem Strei­fen und hof­fen ihr könnt unse­re Mei­nung ein wenig teilen.

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