Die finnischen Audio-Alchemisten von Amphion haben mit dem Amphion Argon3S einen Regallautsprecher geschaffen, der die Grenzen zwischen Heimkino und professionellem Studio verwischt. Nach mehreren Wochen intensiven Hörens in unserem Testlabor können wir sagen: Diese weißen Finnen sind mehr als nur schöne Möbelstücke – sie liefern Klangqualität ab, die selbst verwöhnte Audiophile ins Schwitzen bringt. Und das Beste kommt noch: Amphion hat gerade die überarbeitete X‑Serie angekündigt, die noch mehr Potenzial verspricht.
Erster Eindruck und Design – Nordische Eleganz trifft funktionale Perfektion
Beim Auspacken der Argon3S fällt sofort die hochwertige Verarbeitung auf. Die weißen Lautsprecher strahlen diese typisch skandinavische Eleganz aus – clean, minimalistisch und trotzdem warm. Mit Abmessungen von 380 x 190 x 305 mm sind sie sicherlich nicht kompakt genug für den Schreibtisch, aber dennoch imposant genug, um im Wohnzimmer zu protzen. Das Gewicht von 10 Kilogramm pro Lautsprecher verrät schon beim ersten Anheben: Hier wurde nicht gespart.
Die markante Frontseite wird vom charakteristischen Waveguide des Hochtöners dominiert – einer hornähnlichen Vertiefung, die nicht nur optisch auffällt, sondern auch klanglich entscheidend ist. Das matte Finish unserer weißen Testexemplare zieht keine Fingerabdrücke an und wirkt selbst nach wochenlangem Gebrauch wie neu. Die optional erhältlichen farbigen Gitter (standardmäßig schwarz) bieten Individualisierungsmöglichkeiten, falls der skandinavische Purismus zu nüchtern erscheint.
Erste Wahl auch bei Profis – Metal im Blut
Amphion ist längst nicht nur in audiophilen Wohnzimmern ein Geheimtipp, sondern hat sich auch in der internationalen Musikproduktion einen festen Platz erarbeitet – insbesondere im Metal-Genre. Zwei der einflussreichsten Produzenten der modernen Metalszene, Jens Bogren und Will Putney, setzen bei ihrer Arbeit auf Amphion-Lautsprecher.
Jens Bogren, Betreiber der renommierten Fascination Street Studios in Schweden, hat mit seinem charakteristischen Sound die Entwicklung des modernen Heavy Metal maßgeblich geprägt. Bands wie Opeth, Dimmu Borgir, Sepultura, Arch Enemy oder Kreator reisen gezielt zu ihm, um von seiner Expertise zu profitieren. Seine Produktionen stehen für Präzision, Transparenz und Durchsetzungskraft – Eigenschaften, die auch auf die eingesetzten Amphion-Lautsprecher zurückzuführen sind.
Auch Will Putney, einer der gefragtesten Metal-Produzenten der USA und Grammy-Gewinner, vertraut bei seinen Produktionen auf Amphion. Als Produzent von Bands wie Fit for an Autopsy, Knocked Loose, Thy Art Is Murder oder Body Count schätzt er besonders die exzellente Ortbarkeit und die Klarheit im Bass- und Mittenbereich, die ihm die Arbeit im Studio deutlich erleichtern. Putney betont, dass Amphion-Lautsprecher ihm helfen, selbst feinste Details im Mix präzise herauszuarbeiten und so den charakteristischen, druckvollen Metal-Sound zu formen.
Dass sowohl Bogren als auch Putney Amphion als Werkzeug ihrer Wahl nutzen, spricht für die außergewöhnliche Qualität und Neutralität dieser Lautsprecher – und unterstreicht, dass audiophile Präzision und kompromisslose Studio-Performance hier Hand in Hand gehen.
Technische Raffinessen – Wenn finnische Ingenieurskunst auf SEAS-Chassis trifft
Das Herzstück der Argon3S ist ein hochwertiges 2‑Wege-System, das auf feinste skandinavische Ingenieurskunst setzt. Der 25-mm-Titan-Kalotten-Hochtöner sitzt in einem präzise berechneten Waveguide, der nicht nur für eine optimale Ankopplung an den 17-cm-SEAS-Aluminium-Tieftöner sorgt, sondern auch das Abstrahlverhalten gezielt kontrolliert. Die Übernahmefrequenz liegt bei niedrigen 1.600 Hz – ein Wert, der zusammen mit dem Waveguide für besonders natürliche, verzerrungsarme und breit abstrahlende Mitten und Höhen sorgt.
Statt eines klassischen Bassreflexrohrs kommt ein passiver SEAS-Radiator auf der Rückseite zum Einsatz. Diese Lösung ermöglicht einen schnellen, präzisen Bass und sorgt für eine außergewöhnliche Klarheit im Mitteltonbereich – ein Versprechen, das die Argon3S im Hörtest eindrucksvoll einlösen. Der Frequenzgang reicht von 38 Hz bis 25.000 Hz bei einer Toleranz von ‑6 dB und liefert damit beeindruckende Werte für einen Kompaktlautsprecher.
Mit 8 Ohm Impedanz und 87 dB Wirkungsgrad sind die Argon3S zudem vielseitig einsetzbar – von Röhrenverstärkern bis hin zu modernen Transistoren. Amphion empfiehlt eine Verstärkerleistung zwischen 50 und 150 Watt, was die Lautsprecher für unterschiedlichste Setups prädestiniert.




Klangtest mit der Referenz-Playlist – Metal, Hardcore und Genre-Überblick
Wer meine Referenz-Playlist kennt, weiß: Hier geht’s nicht nur um feine Töne, sondern vor allem um Druck, Dissonanz und echte Klanghärte. Die Amphion Argon3S mussten sich also an Tracks wie Behemoth – Blow Your Trumpets Gabriel, Lorna Shore – Pain Remains I‑III und Brand of Sacrifice – Between Death and Dreams beweisen – und haben das mit Bravour gemeistert.
Behemoth – Blow Your Trumpets Gabriel
Schon beim ersten Track wird klar: Diese Lautsprecher sind nicht für leise Töne gemacht. Die düsteren, orchestralen Einwürfe und die tiefen, dröhnenden Bässe werden von den Argon3S mit beeindruckender Präzision und Kontrolle wiedergegeben. Kein Dröhnen, kein Matsch – sondern ein strammes, konturiertes Bassfundament, das selbst bei den tiefsten Growls noch die Kontrolle behält. Die Lautsprecher verschwinden akustisch und schaffen eine Klangbühne, auf der jedes Detail Platz hat, ohne sich zu überlagern.
Knocked Loose – Deep in the Willow & Everything is Quiet Now
Bei Knocked Loose wird es richtig dreckig. Die aggressiven Breakdowns und hektischen Gitarrenriffs werden klar voneinander getrennt, die Stimme bleibt trotz aller Verzerrung verständlich und präsent. Besonders Everything is Quiet Now zeigt, wie gut die Argon3S mit schnellen Wechseln und komplexen Arrangements umgehen: Jeder Kick, jeder Scream sitzt, ohne dass der Sound matschig oder undurchsichtig wird.
Lorna Shore – Pain Remains I‑III & To the Hellfire
Die Lorna Shore-Trilogie ist ein echter Härtetest: komplexe Arrangements, rasante Blastbeats, orchestrales Getöse und düstere Growls. Die Argon3S meistern das mit Bravour. Die Dynamik bleibt auch bei den längeren, epischen Passagen erhalten, und die Details gehen nicht im Geschehen unter. Besonders beeindruckend: Die Lautsprecher schaffen es, die emotionalen Höhen und Tiefen der Musik zu transportieren – von den sanften, orchestralen Momenten bis zum puren Chaos. To the Hellfire ist ein weiterer Beweis für die Kontrolle: Die tiefen Growls und die rasenden Doublebass-Läufe werden mit einer Präzision wiedergegeben, die man von Kompakten selten hört.
Brand of Sacrifice – Between Death and Dreams & Purge
Brand of Sacrifice ist bekannt für ihre extremen Bässe und komplexen Arrangements. Die Argon3S zeigen hier, dass sie auch mit modernem Deathcore klarkommen. Die Bässe sind druckvoll, aber nie matschig, und die Details in den Gitarren und im Gesang bleiben erhalten. Besonders Purge zeigt, wie gut die Lautsprecher mit schnellen Wechseln zwischen tiefen Bässen und hohen Screams umgehen.
Rage Against The Machine – Bombtrack
Bombtrack ist ein Klassiker, der jedes System auf Herz und Nieren prüft. Die Argon3S lassen die Gitarren richtig knallen, ohne dass der Bass überhand nimmt. Zack Morellos Gitarrensound bleibt klar und präsent, und die Stimme von Zack de la Rocha sitzt genau da, wo sie hingehört: direkt vorne.
Zeal & Ardor – Death to the Holy & Firewake
Zeal & Ardor mischt Black Metal mit Gospel-Elementen – ein echter Genremix. Die Argon3S schaffen es, die düsteren Gitarren und die gospeligen Chöre gleichermaßen überzeugend wiederzugeben. Besonders Firewake zeigt, wie gut die Lautsprecher mit komplexen Arrangements und ungewöhnlichen Klangfarben umgehen.
Selbst bei längeren Hörsessionen mit komplexen Arrangements bleibt die Höhenwiedergabe entspannt und natürlich. Die Extension bis 25 kHz ist mehr als nur eine Zahl auf dem Datenblatt – sie sorgt für Luftigkeit und Räumlichkeit, die der Musik Leben einhaucht.
Räumliche Abbildung: Punktschallquelle par excellence
Die räumliche Darstellung der Amphion Argon3S ist schlichtweg spektakulär. Das Konzept der Punktschallquelle geht voll auf – die Lautsprecher verschwinden akustisch und hinterlassen eine dreidimensionale Klangbühne von beeindruckender Präzision. Bei Aufnahmen von Yello oder Jean-Michel Jarre fühlt man sich mitten ins Geschehen versetzt, wobei jedes Element seinen klar definierten Platz im Raum einnimmt.
Setup und Synergie – Perfekte Harmonie mit High-End-Equipment
In unserem Testsystem harmonierte die Amphion Argon3S perfekt mit verschiedenen Quellen. Der Eversolo DMP-A6 Master Edition als Quelle, gekoppelt mit dem IOTAVX AVX17 als Vorstufe und dem AVXP1 als Endstufe, bildete eine ausgewogene Kette. Auch das WiiM Ultra zeigte sich als würdiger Partner für weniger kritische Hörsessions. Hier hatten wir sowohl den AMP-F2 im Einsatz, als auch am Transaudio D5Pro.
Die Aufstellung erwies sich als unkompliziert. Dank des kontrollierten Abstrahlverhaltens verzeihen die Argon3S auch weniger optimale Raumakustik. Ein Abstand von 15 cm zur Rückwand ist dank des passiven Radiators problemlos möglich. Für optimale Ergebnisse sollte der Hochtöner auf Ohrhöhe ausgerichtet werden.
Vergleich mit der Konkurrenz – Nordische Überlegenheit
Im direkten Vergleich mit anderen Kompaktlautsprechern der 3000-Euro-Klasse zeigen die Argon3S ihre Stärken. Die Transparenz übertrifft viele Konkurrenten, während die Bassperformance dank des passiven Radiators in einer anderen Liga spielt. Die Finnen überzeugen durch ihre natürliche, unverfälschte Wiedergabe ohne jegliche Aufdringlichkeit.
Die Zukunft ist schon da – Ausblick auf die X‑Serie
Während wir noch von den Amphion Argon3S schwärmen, hat Amphion bereits die nächste Generation angekündigt. Die neue Argon X‑Serie mit den Modellen Argon3X, Argon3LX und Argon7LX bringt einen neu entwickelten Hochtöner und eine überarbeitete Frequenzweiche. Diese Upgrades versprechen noch mehr Detailauflösung und eine noch präzisere Klangbühne. Die neuen Modelle sollen ab Q3 2025 verfügbar sein und starten beim Argon3X bei 3.750 Euro.
Praxis-Tipp: Optimales Setup für maximalen Genuss
Für das beste Klangerlebnis empfehlen wir:
- Mindestens 2 Meter Abstand zum Hörplatz
- Hochtöner auf Ohrhöhe
- Leichte Einwinkelung zur Hörposition
- Qualitative Lautsprecherständer (mindestens 60cm Höhe)
- Bei bassintensiver Musik: Subwoofer-Unterstützung erwägen
Technische Daten im Überblick
- Prinzip: 2‑Wege mit Passiv-Radiator
- Hochtöner: 25mm Titan-Kalotte im Waveguide
- Tieftöner: 165mm Aluminium-Chassis
- Übernahmefrequenz: 1600 Hz
- Impedanz: 8 Ω
- Wirkungsgrad: 87 dB
- Frequenzgang: 38–25.000 Hz (-6dB)
- Verstärkerleistung: 50–150 Watt
- Abmessungen: 380 x 190 x 305 mm
- Gewicht: 10 kg pro Lautsprecher
- Preis: ab 2.980 Euro (Paar)
Fazit – Finnische Perfektion für Anspruchsvolle
Die Amphion Argon3S sind mehr als nur Lautsprecher – sie sind eine Offenbarung für jeden, der authentische Musikwiedergabe schätzt. Die Kombination aus hervorragender Verarbeitung, durchdachter Technik und überragendem Klang rechtfertigt jeden Euro des Kaufpreises. Besonders beeindruckend ist, wie die kompakten Finnen dank des passiven Radiators an die Bassperformance von Standlautsprechern heranreichen, ohne dabei die Präzision in den Mitten und Höhen zu opfern.
Wer auf der Suche nach natürlicher, unverfälschter Musikwiedergabe ist und dabei nicht auf beeindruckende Bassfundamente verzichten möchte, wird an den Argon3S seine Freude haben. Sie sind die perfekte Wahl für Musikliebhaber, die Studioqualität im heimischen Wohnzimmer erleben möchten.



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