Credit: Christoph Hardt

Jeepers Creepers Reborn — CREEPER versus DRACULA: Interview mit Dr. Mark Beneke

Jeden Hor­ror­be­geis­ter­ten wird Dr. Mark Bene­ke schon mal über den Weg gelau­fen sein. Wir haben ihn sei­ner Zeit mal auf dem Weekend of Hor­rors getrof­fen und waren sehr begeis­tert von sei­nem Vor­trag zu Vam­pi­ris­mus und wie er wahr­schein­lich wirk­lich entstand.

Alle 23 Jah­re kommt er wie­der, um auf die Jagd zu gehen: der Cree­per. In die­sem Jahr ist es nun
wie­der so weit! In JEEPERS CREEPERS: REBORN kehrt der Cree­per zurück auf die gro­ßen Leinwände.


Das Hor­ror Hound Fes­ti­val lockt hun­der­te Fans in eine klei­ne Stadt nach Loui­sia­na. So auch Cha­se
und sei­ne Freun­din Lai­ne. Als die ers­te Nacht des Fes­ti­vals anbricht, erlebt das Pär­chen einen
Fes­ti­val­be­such, mit dem nie­mand gerech­net hät­te. Denn: Der Cree­per ist zurück.


Wir haben den Foren­si­ker und Vor­sit­zen­den der Dra­cu­la­ge­sell­schaft „Tran­syl­va­ni­an Socie­ty of
Dra­cu­la“ Dr. Mark Benecke zum Cree­per und zu den Unter­schie­den und Gemein­sam­kei­ten zwi­schen
ihm und einer ande­ren bekann­ten Hor­ror­fi­gur, dem Vam­pir Graf Dra­cu­la, befragt.

Cre­dits: Phil Johann, @Sallyhateswing, @nullzwei_podcast

Hal­lo Mark, dan­ke, dass du dir Zeit nimmst für die­sen Ver­gleich! Der Cree­per sorgt ja bei JEEPERS CREEPERS: REBORN für eini­gen Tumult. Er jagt anhand des Angst­ge­ruchs sei­ner Opfer und isst Orga­ne und Kör­per­tei­le, die „ersetzt“ wer­den müs­sen. Auch die fik­tio­na­le Figur des Vam­pirs Graf Dra­cu­la gilt als ein eher unan­ge­neh­mer Zeit­ge­nos­se und nimmt gern Men­schen­blut zu sich.  Oder gibt es da ande­re Veranschaulichungen?


Ja, bei­de haben gru­se­li­ge Ruhe-For­men, so eine Art blut- und ener­gie­lee­re Ruhe. Die­se feh­len­de
Ener­gie müs­sen sie sich irgend­wo her­ho­len, am prak­tischs­ten oder wirk­sams­ten scheint für bei­de Blut zu sein. 

Ja, bei­de haben gru­se­li­ge Ruhe-For­men, so eine Art blut- und ener­gie­lee­re Ruhe. Die­se feh­len­de
Ener­gie müs­sen sie sich irgend­wo her­ho­len, am prak­tischs­ten oder wirk­sams­ten scheint für bei­de Blut zu sein.

Ob Dra­cu­la sei­ne Kör­per-Tei­le aus­tau­schen kann, wis­sen wir nicht. Aber er ist ja Gestalt­wand­ler und kann Fle­der­maus, Rat­te — sogar vie­le Rat­ten auf ein­mal — und alle mög­li­chen Zwi­schen-Din­ger wer­den. Da ist eini­ges an Organ-Ver­tau­schun­gen vorstellbar.

Der Reborn-Cree­per scheint eben­falls ver­schie­de­ne Wesen in sich zu tra­gen: Ein biss­chen Ali­en und
ein wenig Dust Devil bei­spiels­wei­se. Inter­es­san­ter­wei­se über­lebt der Cree­per auch Pfäh­lun­gen und
der­glei­chen, ver­mut­lich, wenn die­se nicht durch das Herz gehen. Auch Vam­pi­re über­le­ben eini­ges,
solan­ge ihnen nicht das Herz durch­bohrt und sicher­heits­hal­ber der Kopf voll­stän­dig abge­trennt wird.


Einen Unter­schied zwi­schen Dra­cu­la und dem Cree­per gibt es aber doch: Wo Dra­cu­la das Heu­len der
Wöl­fe liebt, scheint der Cree­per eher mensch­li­cher Schel­lack-Plat­ten-Musik zuge­tan. Wobei das eine
ja das ande­re nicht aus­schlie­ßen muss.


Wäh­rend sich der Vam­pir Dra­cu­la nachts auf die Suche nach sei­nem nächs­ten Opfer begibt, taucht der Cree­per nur alle 23 Jah­re auf und jagt dann für die nächs­ten 23 Tage. Gibt es sol­che
Jagd­pha­sen auch bei Dracula?

Abso­lut. Wir wis­sen bei­spiels­wei­se vom Vam­pir Les­tat, dass er 55 Jah­re geschla­fen hat. Bei Dra­cu­la
selbst sind die genau­en Ruhe-Zei­ten zwar nicht über­lie­fert, da er aber kein Per­so­nal hat, scheint ihm
die­ses in einer Ruhe­zeit aus Alters­grün­den weg­ge­stor­ben zu sein. 
Es ist kein Zufall, dass der Cree­per drei­und­zwan­zig Jah­re schläft — die­se Zahl ist nicht nur die
klas­si­sche Zahl aller Ver­schwö­run­gen, son­dern auch Grund­la­ge der Berech­nung alle Biorhythmen.

Quel­le: https://home.benecke.com/publications/2013/8/25/dreiundzwanzig

Das Motiv der jun­gen Frau ist ein sich wie­der­ho­len­des in Dra­cu­la-Dar­stel­lun­gen. In JEEPERS
CREEPERS: REBORN hat der Cree­per zu der jun­gen Frau Lai­ne eben­falls ein ganz beson­de­res
Ver­hält­nis. Kannst du das Motiv der jun­gen Frau als spe­zi­el­les Opfer etwas genau­er erläutern?


Die weiß geklei­de­te Frau — ursprüng­lich eine Jung­frau — ist Sinn­bild für Unschuld und alles, was es
wert ist, geret­tet zu wer­den: Bei King Kong wie bei Lucy Wes­ten­ra in Dra­cu­la oder dem
damö­nen­tra­gen­den Kind im Exor­zis­ten aus den 1970er Jah­ren. Die ‘Wei­ße Frau’ ist hier im neu­en
Cree­per-Film wohl ein Scherz auf Kos­ten des alten Kino-Publi­kums, als noch die Regel galt, dass
Frau­en stets von Män­nern geret­tet wer­den müs­sen und sie sich im Film nur für Män­ner
inter­es­sie­ren, für sonst gar nichts. Ich fin­de es hier gut, dass sie zwar ein biss­chen von den Jungs
geret­tet wird, aber haupt­säch­lich eine sehr muti­ge Anlock-Akti­on als Fal­le für den Cree­per hinlegt. 

Jetzt mal ganz pro­vo­kant gefragt aus Sicht eines Foren­si­kers: Könn­ten Men­schen es dem Cree­per gleich­tun und eben­falls aus­schließ­lich ande­re Men­schen verspeisen?


Das könn­te ziem­lich lan­ge gut gehen, ja. Ich wür­de es aber nicht raten, weil Kei­me aus oder von
Men­schen für ande­re Men­schen am gefähr­lichs­ten sind. Lie­ber Pflan­zen essen!


Dra­cu­la wird im Tier­reich mit Fle­der­mäu­sen asso­zi­iert. Den Cree­per beglei­ten Raben. War­um
haben die­se mys­ti­schen Figu­ren so häu­fig tie­ri­sche Beglei­ter, die eben­falls eher dunk­les Fell oder Gefie­der haben und viel­leicht sogar etwas unheim­lich wirken?

Raben sind mega­schlau und haben frü­her ver­irr­ten Wanderer:innen den Weg gewie­sen, flie­gen
umher und berich­ten ihren mensch­li­chen Freund:innen, was in der Welt pas­siert und scha­ren sich
um Hin­ge­rich­te­te. Super Tiere! 

Ande­re schwar­ze Wesen gibt es gar nicht so oft bei Gru­sel-Figu­ren, eher Tie­re der Däm­me­rung oder
der Nacht wie Eulen, Wöl­fe, Fle­der­mäu­se und so wei­ter. Sie ken­nen sich in der begin­nen­den
Dun­kel­heit aus, Men­schen nicht — das macht sie so cool, aber auch rät­sel­haft. Natür­lich gibt es
schwar­ze Pfer­de von vam­pi­ri­schen Kut­schen, aber das könn­te ein­fach eine pri­va­te Vor­lie­be
bezie­hungs­wei­se eine Abnei­gung gegen alles Bun­te sein. Ich zie­he auch nur schwar­ze Sachen an.

Wenn eins klar wur­de in JEEPERS CREEPERS: REBORN, dann, dass man wohl am bes­ten um sein
Leben rennt, wenn man das Lied des Cree­pers hört. Gibt es sowas in der Vam­pir-Sze­ne auch?


Wenn du einen Vam­pir hörst, ist es zu spät. Ent­we­der über­wäl­tigt er Dich mit Kraft oder mit Charme.
Einem von bei­den wirst Du laut Vam­pir-Fach­li­te­ra­tur nicht wider­ste­hen… Nichts­des­to­trotz: Der Cree­per und Graf Dra­cu­la sind nicht ein und die­sel­be Schre­ckens­fi­gur. Was sind dei­ner Mei­nung nach die Punk­te, in denen sie sich am meis­ten unter­schei­den? Ich fin­de sie schon sehr ähn­lich. Der größ­te Unter­schied ist, dass es dem Reborn-Cree­per trotz Auto (er kann Auto fah­ren!) in den Süd­staa­ten am bes­ten gefällt, wäh­rend Vam­pi­re schon mal rich­tig weit rei­sen. Graf Dra­cu­la ist bei­spiel­wei­se von Tran­syl­va­ni­en nach Eng­land gereist, nur um Mina Har­ker zu tref­fen — mit dem Schiff ein­mal um Euro­pa her­um: Über Bul­ga­ri­en, die Tür­kei und Grie­chen­land durch die Stra­ße von Gibral­tar am Golf von Bis­ka­ya vor­bei, dann über Dover nach Whit­by und schließ­lich nach Lon­don. Der Graf ist ein Vam­pir von Welt, der Cree­per ein wasch­ech­ter Redneck.

Wer jetzt rich­tig Lust auf den Film bekom­men hat, muss nicht mehr lan­ge war­ten. Ab dem 15.
Sep­tem­ber kann man JEEPERS CREEPERS: REBORN in den deut­schen Kinos sehen und auf der
gro­ßen Lein­wand erle­ben. Gän­se­haut vorprogrammiert.

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